„Hallo ihr Lieben,
Wir [Anm.: Person mit Dissoziativer Identitätsstörung, plural] haben gerade den Aufruf zu dem
Thema ärztliche Behandlungen bei Maskenbefreiung gesehen.
Wir können davon leider ein Lied singen!
Schon zu Beginn der Pandemie bekamen wir auf Grund der kPTBS [Anm.: kompexe
Posttraumatische Belastungsstörung], Asthma, Angststörungen und sämtlicher anderer Diagnosen diese Befreiung ausgestellt.
Das damit ein absolutes Desaster beginnen sollte, war uns zunächst nicht klar.
Sowohl in Lebensmittelgeschäften, Baumärkten, Textilgeschäften, aber auch in Fußgängerzonen an der frischen Luft wurden wir angefeindet, beschimpft und bedroht!
Man nannte und egoistisch, asozial und sogar behindert. Und das ist nur ein kleiner Auszug aus dem, was wir zu hören bekamen. Es gab nur noch EIN!!!
Lebensmittelgeschäft, welches wir ohne eine Maske betreten durften und auch dort nur, weil man uns seit Jahren mit der Problematik kannte, alle anderen oben genannten Geschäfte schlossen uns gesellschaftlich aus, nötige Besorgungen mussten ab da von Freunden gemacht werden.
Mal ganz zu schweigen von der eh problematischen Situation [Anm.: für Betroffene] in soziale Kontakte zu kommen, begann dort die völlige Isolation, denn auch viele Freunde, Bekannte und sogar Teile unserer Familie lehnte Treffen ab, wenn wir keine Maske trugen.
Noch schlimmer wurde es, als uns ab dem Zeitpunkt jegliche ärztliche Behandlungen verweigert wurden! Wir wurden schlimm krank, durften die Allgemeinarztpraxen aber ohne Mundschutz nicht mehr betreten und ohne ärztliche Untersuchung gab es auch keine Krankschreibung für den Arbeitgeber. Man habe auch nicht die Möglichkeit, uns abgesondert von den anderen Patienten unterzubringen während der Wartezeit.
Eigentlich müssen wir auf Grund eines Hirntumors in 6-monatigen Abständen zur Kontrolle ins MRT. Auf Grund der selben Problematik waren wir dort seit 3 Jahren nun nicht mehr und obwohl es ja schon Lockerungen im alltäglichen Leben gibt, beharren Krankenhäuser und Radiologiepraxen weiterhin darauf.
Auf Grund einer Vielzahl von Allergien müssen wir regelmäßig zum Allergologen und sollten in eine Klinik zur Testung vieler verschiedener Medikamente. Die Testungen konnten bis heute nicht stattfinden, obwohl es kein frei verkäufliches Schmerzmedikament mehr gibt, welches wir einnehmen können – weil man unsere Maskenbefreiung nicht akzeptiert.
Es gab nur einen einzigen Hautarzt, welcher zumindest unsere Immunisierung fortführte und uns dafür einen Platz in einem Abstellraum anbot, denn nach der Spritze muss man noch 30 min. in der Praxis warten, falls allergische Reaktionen auftreten.
Wir waren seit der Pandemie nicht mehr beim Zahnarzt, nicht mehr beim Optiker und nicht mehr beim Hals-Nasen-Ohrenarzt (wir leiden unter chronischen Nasennebenhöhlenentzündungen). Bei unserer Neurologin ist es bei jedem Termin anders. Mal dürfen wir ohne Maske rein,beim nächsten Termin wieder nicht.
Wenn es nur mich betreffen würde, wäre es schon schlimm. Wir sind Mutter einer siebenjährigen Tochter und auch die durften wir ohne Mundschutz nicht in die Kinderarztpraxis begleiten! Wir wurden gezwungen unser eigenes kleines Mädchen in die Verantwortung zu ziehen, ihr beizubringen, wie sie Mama helfen kann, wenn das Tragen des Mundschutzes dissoziative Zustände, Panikattacken oder Switches [Anm.: Persönlichkeitswechsel der DIS] auslösen.
Dadurch ist sie nun immer unter Strom, hat das Gefühl, alles kontrollieren und immer aufpassen zu müssen. Es ist, als hätten wir ihr die unbeschwerte Kindheit genommen.
Auch durfte unsere Tochter an vielen Einladungen nicht teilnehmen, wenn wir als Begleitung keinen Mundschutz trugen, so blieb sie häufig traurig zu Hause.
Wir sind sehr traurig über diese Situation. Traurig über das Gesundheitssystem, welches zum Teil lebenswichtige Behandlungen verweigert und traurig über eine stark ignorante Gesellschaft. Es interessiert die meisten Menschen schlichtweg nicht, dass man eine Befreiung besitzt und das es Gründe dafür geben könnte, das jemand keine Maske tragen kann. Was eh schon schwer war mit der DIS wurde noch schwerer und vorallem einsamer durch die Maskenpflicht. Und wir möchten dabei einmal erwähnen,dass wir ja trotzdem in dem einen besagten Geschäft nun gut 2,5 Jahre maskenfrei einkaufen und seit den
Lockerungen auch viel wieder unterwegs waren, uns aber bisher (zum Glück) kein
einziges Mal mit Corona infiziert haben.
Ich/wir (nicht meine Tochter) sind geimpft und haben versucht dafür zu sorgen, alles so einzuhalten, wie es vorgeschrieben wurde, eine kleinere Gefahrenquelle für andere zu sein.
Das Nicht-Tragen des Mundschutzes hat trotz allem mehr Gewicht für das gesamte System in Gesundheit und Menschheit, auch wenn man bei allem anderen sich noch so viel Mühe gibt, sich an Regeln und Vorschriften zu halten.
Wir hoffen, wir konnten euch ein paar kleine Einblicke geben in ein Leben mit Maskenbefreiung.
Liebe Grüße,
Anna „
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