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,,Wir [Anm.: Person mit Dissoziativer Identitätsstörung, plural] hatten, Gott sei Dank, großes Glück mit unserem Hausarzt, welcher uns schon sehr lange kennt und uns deshalb auch ganz am Anfang der Pandemie die Maskenbefreiung, aufgrund einer Dissoziativen Identitätstörung [Anm.: Traumafolgestörung augfrund schwerer, langanhaltender Gewalt im frühen Kindheitsalter]– sowie einer Angststörung, ausgestellt hat.

Anfangs, als noch Tücher erlaubt waren, versuchten wir es mit einem dünnen Halstuch, welches wir zu einem Dreieck zusammenlegten und uns über die Nase banden. Dieses rollten wir dann nach oben auf, sodass dieses Tuch von Mund und Nase abstand (was zumindest das Gefühl nahm, etwas wäre direkt davor), allerdings war auch so trotzdem kein langes tragen möglich, weshalb wir das Tuch immer wieder, während einer langen Fahrt im Zug oder Bus z.B, abnehmen mussten. Als dann die Tücher verboten und die OP- und FFP2-Masken zur Pflicht wurden, ging gar nichts mehr. Ich bekomme Panikattacken und leide unter starken Dissoziationen, bis hin zu Wechseln [zwischen inneren Persönlichkeiten], sodass ich überhaupt nicht mehr mitbekomme was passiert, was mich am Ende also unter Amnesie und auch körperlichen Beschwerden leiden lässt.

Ich wurde aufgrund der fehlenden Maske immer wieder in öffentlichen Verkehrsmitteln und Geschäften (man muss dazu sagen, dass ich extra nur 1x pro Woche, kurz vor Ladenschluss, einkaufen ging, sodass sich so wenig Leute wie möglich im Laden befanden und ich auch immer darauf achte meinen Abstand einzuhalten – jedoch wurde mir trotzdem einmal vom Kassierer gesagt, er müsse mich ohne Maske ja überhaupt nicht bedienen) auf alle erdenklichen Arten und Weisen beleidigt, angegangen, ausgelacht („Wer hat Ihnen denn diese Befreiung ausgestellt? Der Tierazt?“ wurde mir von einem Mitreisendern gesagt, während er mich auslachte). Menschen schauten mich derart angewiedert und böse an, als hätte ich gerade einem Hundewelpen etwas Schlimmes angetan, sie setzten sich von mir weg oder schimpften lauthals im ganzen Abteil über „solche Leute“ wie mich. Wildfremde Menschen kamen extra zu mir hingelaufen, um mir auf unfreundlichste Art und Weise klar zu machen, wie falsch ich mich gerade verhielt.

Ich sagte sogar mehrmals anderen Mitreisenden und einmal einer Schaffnerin warum ich keine Maske tragen kann, weil ich diese Anfeindungen und Rechtfertigungsaufforderungen nicht mehr aushielt, aber auch dafür gab es kein Verständnis.

Ich fühlte mich wie der letzte Abschaum. Schon in meiner ganzen Kindheit fühlte ich mich immer wieder falsch und wie ein Wesen das niemand haben möchte, ich wurde in der Schule gemobbt und zuhause missbraucht. Meine Mitschüler und meine Eltern spotteten und lachten mich regelmäsasig wegen allem möglichen aus, ich wurde immer wieder mit Blicken bedacht, die deutlich zeigten wie wenig man von mir hielt, ich wurde beleidigt und angegangen und Schuld an allem war ich, sagte man mir immer wieder. Wäre ich anders, waren stets die Worte, müsste man das alles nicht machen.

Vllt erkennt man hier die Überschneidung von meinen Erlebnissen früher, zu denen wie ich sie die letzten 2 Jahre machte. Auch Schuld war, in den Augen anderer, letztendlich wieder ich. Würde ich „einfach“ eine Maske tragen, müsste man nicht so mit mir umgehen oder würde mich (stationär) behandeln. Denn das ist das nächste Thema.

Ende 2019 wuchs erstmals der Entschluss in mir, mich endlich in eine Klinik zu begeben. Mein Leben lang habe ich versucht alles allein hinzubekommen, dachte ich schaffe es auch ohne Hilfe, was jedoch zu zahllosen Selbstmordversuchen, Drogen- und Alkoholmissbrauch und anderem selbstverletzenden Verhalten geführt hat. Ende 2019 ging es mir wieder sehr schlecht und ich beschloss, dass sich etwas ändern und ich endlich Hilfe annehmen muss und machte mich so auf die Suche nach einer geeigneten Klinik.

Ich wurde bis heute nicht stationär behandelt.

Diese Geschichte einmal zusammengefasst:

  • Erst gingen wir vor Ort ins Gespräch mit der psychosomatischen Psychiatrie. Das Gespräch mit dem Chefarzt dort hat uns jedoch so sehr getriggert, dass wir 3 Tage nicht mehr aufstehen, geschweige denn die Wohnung verlassen konnten. Diese Klinik fiel also weg.
  • Dann meldeten wir uns in der Waldschlösschenklinik (speziell auf Traumafolgestörungen ausgelegt) an. Allerdings wies die Rentenkasse unseren Reha-Antrag damals ab und verwies uns auf eine richtige Klinik (keine Reha). Bei unserem „Zustand“ wäre eine Reha nicht erfolgreich.
  • In der Parklandklinik angemeldet und 1 Jahr darauf gewartet, bekamen wir dann letztes Jahr, als es hätte los gehen können, gesagt, man nehme uns nicht auf, außer wir tragen eine Maske. Was mit Maskenbefreiung etwas schwer wird. Man gab uns die Schuld dafür (siehe HIER) und sagte wir würden uns nur weigern (*siehe Schreiben unten). Sobald wir bereit wären eine aufzusetzen, könnten wir kommen. Nach erneuten Antrag+Wartezeit natürlich.
  • Wir telefonierten nach einer anderen Traumafachklinik herum. Keine wollte uns (bis heute) ohne Maske aufnehmen. Bei einer stehen wir auf der Warteliste und könnten kommen, wenn die Maskenpflicht fällt. Dazu sollen wir uns 1x mtl. (seit über einem Jahr und ein Ende ist nicht in Sicht) melden (wozu wir mittlerweile kaum mehr Lust, Kraft und Energie haben).
  • (Ein etwas anderer Fall, jedoch nicht minder schlimm war, als ich 2021 mit sehr starken Bauschmerzen zur Notaufnahme kam. Bereits zuhause am Telefon sagte man mir, es würde nicht viel nützen, würde man einen Arzt zu mir nach Hause schicken, da sich meine Beschreibung sehr nach Blinddarm anhöre und dies sofort vor Ort im KH untersucht werden müsse. Ich solle mich sofort zur Notaufnahme begeben, sofern mich jemand hinbringen kann oder man rufe mir einen Krankenwagen. An der Rezeption sagte man mir dann, ohne Maske könne ich nicht weiter. Ich betonte meine Maskenbefreiung, weshalb ich hier bin und das sie doch in Gottes Namen eine verdammte NOTAUFNAHME sind. Erst nach längerer Diskussion sagte man mir, ich solle es halt probieren, aber letztendlich müssten das dann die Pfleger und Ärzte auf der Station entscheiden, ob man mich rein ließe. Ich betone noch einmal: NOTAUFNAHME! Mir öffnete allerdings eine sehr freundliche Schwester die Tür, die meinte wir bekämen das mit der Maskenbefreiung schon hin. Wie wäre es abgelaufen, und läuft es vllt bei vielen anderen ab, wenn mir jemand anderes die Tür geöffnet hätte?)
  • Ende 2021 stellten wir erneut einen Rehaantrag, extra mit Verweis auf das Maskenproblem und das wir sicher nicht sofort aufgenommen würden. Erstmal wollten sie uns in einer normalen psychosomatischen Klinik anmelden. Wir sagten das uns das nichts bringt, da die sich nicht mit Dis und komplex Trauma auskennen. Dann schlug man uns 7 andere Kliniken vor. Wir telefonierten alle ab oder schrieben eine Mail, um der Rentenkasse nachweisen zu können, dass man uns dort nicht richtig behandeln könnte. Waldschlösschen wollte man uns nicht genehmigen (weil Privatklinik, nicht jede RK genehmigt diese). Letztendlich konnten wir uns aber auf eine Klinik mit Traumaschwerpunkt und Erfahrung im Bereich der Dis einigen.
  • In diese hätten wir im Sommer 22 kommen können. Nur mit Maske natürlich. Also wurde der Termin dort auch wieder abgesagt. Wir hätten eine Kostenübernahmeverlängerung bei der RK stellen müssen, ansonsten müssen wir den Antrag WIEDER neu stellen. Wir riefen da auch an, aber der Mitarbeiter wusste von nichts etwas und wir sollten eine Mail schreiben. An sich nichts aufwändiges, aber wir hatten einfach keine Energie mehr.
  • Nun erhielten wir für Anfang September einen neuen Aufnahmetermin für die Reha, was ich sehr irritierend fand, da sich an dem Maskenthema ja nichts geändert hat. Also riefen wir wieder dort an, um uns zum keine Ahnung wie vielten Mal sagen zu lassen, man könne uns nicht aufnehmen. Jetzt konnten wir uns dazu durchringen uns nochmal bei der Rentenkasse zu melden, mit der Bitte das die Kostenübernahme verlängert wird, bis wir endlich in eine Klinik kommen dürfen. Wir erhielten eine Absage (*siehe Schreiben unten), was heißt wir müssen wieder einen neuen Antrag stellen. Was aber eh irrelevant ist, da keiner weiß wann die Maskenpflicht enden wird.

Wir haben die Schnauze jetzt voll nach Hilfe zu betteln, wie ein Hund nach einem Leckerli. Zudem haben wir mittlerweile solche Probleme entwickelt, dass wir anfangen zu zittern, wenn das Thema Klinik auch nur ansatzweise aufkommt und z.B ein Brief dieszbezgl. im Briefkasten liegt. Wir sind aktuell gar nicht mehr in der Lage erneut einen Antrag zu stellen. Weil jedes Mal wieder der alte, innere Glaubensatz: „Es gibt keine Hilfe“ angetriggert wird. Zudem wird dir vermittelt , dass du selbst Schuld bist, wenn dir nicht geholfen wird („Setzen Sie doch einfach eine Maske auf“). Wieder wird man ausgeschlossen („Nur wer die Maske trägt, darf auch Teil der Gruppe sein“). Und wieder steht man der Situation ohnmächtig gegenüber.

All das ist dermaßend retraumatisierend, dass wir dem letztendlich nur mit erneuter Dissoziation begegnen können.

Franzi „

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