„Zum Glück konnten wir [Anm.: Person mit Dissoziativer Identitätsstörung, plural] zumindest die Ärztin aufsuchen, die uns auch die Befreiung gab. Wo anders gehen wir nicht hin, außer es geht wirklich gar nicht anders. Bei uns geht es aber zumindest mit dem Visier, obwohl es auch manchmal schwierig wird.
Wir wurden auch diskriminiert, als wir es noch versucht hatten irgendwo rein zu gehen.
Inzwischen hat sich die Angststörung extrem verschlimmert, sodass wir bereits Panik haben irgendwo rein zu gehen wo Maskenpflicht ist. Wir schaffen es nicht mal, die Befreiung vorzulegen… Und selbst bei der oben genannten Ärztin haben wir Panik, rein zu gehen…
Unser Baby haben wir verloren, nachdem wir in der Notaufnahme gezwungen waren die Maske zu tragen, unsere Panik und Tränen interessierten niemanden, nicht mal unser Mann konnte mit rein… Wir sind sehr froh, dass man inzwischen ohne Maske einkaufen gehen kann, aber wir schaffen es nicht mehr, die Angst ist zu groß, hin zu gehen. Das war vor Corona nicht so…
Es hat alles seine Folgen, aber darüber wird auch nicht gesprochen.
Klinik suche war hoffnungslos wegen Maskenbefreiung, aber auch unserem Hund… Man
[Anm.: Person mit DIS/Betroffene] gibt auf und geht nirgendwo mehr hin. Isolation pur. Zum Glück versorgt unser Mann uns was einkaufen angeht. Und wir haben eine liebe Zahnärztin gefunden, wo es ohne Maske geht.
Danke daher euch für eure Arbeit.
Leider haben wir keinen Nachweis, dass das Baby deshalb gestorben ist, außer, dass es in der Notfallklinik noch lebte und danach nicht mehr…
Aber es machte so arg Stress, weil wir mit der Maske Erstickungs-„Gefühle“ [Anm.: Symptom der DIS, Folge von Traumatisierungen] haben und jedes Mal nach 2-3 Minuten das Gefühl haben, gleich umzukippen. Ich kann heute nicht mehr erinnern, ob wir die Befreiung da schon hatten, oder erst danach. Der Punkt ist aber, dass wir vor lauter Angst uns nicht trauen dies zu erzählen und [Anm.: die Befreiung] vorzuzeigen, weil wir oft erlebt haben, dass man uns deshalb angefeindet hat, uns trotzdem nicht rein gelassen hat (auch nicht zum Frauenarzt – weshalb wir im Flur ohne Maske warteten, um die Zeit mit Maske zu verkürzen. Wir haben eh eine Angststörung und diese Auseinandersetzungen machen mehr Panik als das getriggerte Erstickungsgefühl.
Man könnte fast sagen, wir sind selbst schuld, weil wir nicht genug gekämpft haben.
Heute gehen wir wirklich allem aus dem Weg. Die Panik ist bereits vor sämtlichen Terminen schon echt so groß, dass wir es nicht schaffen, dahin zu gehen, außer wenn unser Mann vielleicht dabei ist und uns irgendwie beruhigt bekommt…
Diese ganze Situation fühlt sich für uns super schlimm an und wir sind momentan sehr froh, dass diese Regelung [Anm.: Maskenpflicht] an vielen Stellen gefallen ist. Nur leider noch nicht in den Praxen und Kliniken.
Uns ging es zwischenzeitlich richtig schlecht und waren suizidal, aber unter den Umständen ging Klinik für uns gar nicht, weil wir schon allein wegen der Maske extrem Panik hatten. Das würden wir im Leben nicht aushalten [Anm.: in einer Klinik zum Masketragen gezwungen zu werden]! Das war erst recht ein weiterer Grund, sich aus dieser Welt zu verabschieden…
Vermutlich ging es so vielen anderen Menschen genauso, nur mit dem Unterschied, dass man sie davon [Anm.: vom Suizid] nicht abgehalten hat. Es ist so traurig was in der Welt abgeht.
In unserer Umgebung haben die meisten sich nicht mal getraut, eine Befreiung zu holen.
Eine Freundin hat sich regelmäßig übergeben, wenn sie die Maske trug, aber sie ist auf ihre Arbeit angewiesen (sie arbeitet nur 3 Stunden neben der Erwerbsminderungsrente) kann sich so schon kaum übers Wasser halten. Also geht sie allem nach, was man von ihr verlangt hat. Sie hat sich auch trotz extremer Nebenwirkungen boostern lassen, weil die Schule, wo sie arbeitet es so wollte. Ergebnis sind Long Covid Symptome[*], aber sie schleppt sich weiter hin. In den Ferien war sie völlig am Ende psychisch und körperlich.
Dissoziation sei Dank – sie weiß da nichts mehr von und erzählt allen ernstes, „das wären die ersten Ferien, wo es ihr gut ging…“
Ihre DIS [Anm.: Dissoziative Identitätsstörung] ist seit Jahrzehnten unbehandelt, weil man ihr damals, vor vielen Jahren sagte, ihr sei nicht mehr zu Helfen und sie soll doch den Platz anderen überlassen… Sie kann eigentlich nicht mehr, aber sie dissoziiert alles weg [Anm.: Symptom der DIS, Abspalten von großen Belastungen/Stressfaktoren, um alltags-/leistungsfähig zu bleiben].
Eine andere [Anm.: Freundin] leidet zwar auch und kämpft über ihren WhatsApp Status und auch auf Instagram, in dem sie postet und informiert, sie geht manchmal zu Demos. Aber sie trägt die Maske, weil sie keine Flashbacks deswegen hat. Es ist bei ihr eher das Gefühl, diese Zustände der Ungerechtigkeit nicht aushalten zu können, dass über sie oder andere bestimmt wird und man selbst im Grunde nichts zu sagen hat [Anm.: Symptom der DIS, häufige Folge von chronischem Missbrauch]. Es ist wie eine Wiederholung der Traumazeit.
Wir versuchen, klar zu kommen, gehen nicht mehr raus, schauen keine Nachrichten mehr, vermeiden auch notwendige Ärztebesuche, weil wir nicht die Kraft haben, uns mit noch mehr Flashbacks [Anm.: Symptom der DIS, häufig ausgelöst durch Mund-Nasen-Bedeckung] auseinander setzen zu müssen. Wir haben schon so genug Flashbacks und leider weit und breit keine Therapie. Hier ist alles dicht, Wartelisten über 2 Jahre voll, außer bei Therapeuten, wo wir sehr schlechte Erfahrungen gemacht haben oder solchen, die keine Ahnung von DIS haben.
Entsprechend kämpfen wir auch nicht mehr, weil immer, wenn diese Themen in uns aufkommen, geht es uns nicht gut [Anm.: Symptom der DIS, Folge der (Re)Traumatisierung].
So viele geben einfach auf, fügen sich und dissoziieren alles weg, so wie früher…[Anm.: als die DIS als Schutzmechanismus vor schwerer Traumatisierung entstanden ist]
Wir haben uns gestern die neuen Beschlüsse [Anm.: Entwürfe für das neue Infektionsschutzgesetz für Herbst/Winter] angesehen. Während andere Länder wieder in die Normalität zurückkehren, ändert sich bei uns gefühlt nichts. Und logisch sind diese Entscheidungen in meinen Augen auch nicht. Mir bangt es wieder extrem vor dem Herbst und Winter – das ist bei uns [Anm.: Person mit Dissoziativer Identitätsstörung, plural] auch ohne Maßnahmen die schwerste Jahreszeit. [Anm.: Bei vielen Betroffenen treten zu verschiedenen Jahreszeiten, Feiertagen etc. besonders viele PTBS-Symptome auf, z.B. weil es zu dieser Zeit vermehrt zu Traumatisierungen kam.]
Wir sollten uns ein Ruck geben und zumindest Klamotten und Schuhe vorher [Anm.: vor den
Maßnahmenverschärfungen] kaufen (ist ein Graus für uns), weil wir kaum was haben und wenn die Maskenpflicht wieder überall kommt, ist es erst recht unmöglich wohin zu gehen. „
(Anonym geteilt)
[*] Einem Artikel der Deutsche Gesellschaft für Neurologie, DGN vom 2.9.22 nach ergaben sich bei den Untersuchungen „auffällige Befunde […] auf Seiten der Psychosomatik. So kristallisierten sich nicht nur vorangegangene psychiatrische
Erkrankungen als Risikofaktor für Post-COVID-19 heraus, die Betroffenen hatten im PHQ15-Fragebogen (Patient Health Questionnaire 15) auch hohe Scores für Somatisierung.“ https://dgn.org/neuronews/journal_club/post-covid-19-kaum-handfeste-befunde-trotz-subjektiver-neurologischer-beschwerden/
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